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das Ende


Es war ein kühler Herbsttag in Köln. Er stand vor dem Kölner Dom – vor genau einem Jahr war er das letzte Mal hier gewesen.
Damals war seine Freundin mit dabei gewesen. Wie immer hatte er ihren Verlobungsring dabei gehabt. Er hatte ihn schon vor einigen Wochen gekauft und wartete noch immer auf die Gelegenheit, sie zu fragen. An jenem Tag hatte er sich getraut. Er fragte sie – direkt vor dem Kölner Dom.
Ihre Reaktion war schrecklich: Sie fing an zu lachen. Er konnte ihre Antwort durch ihr Gelächter hindurch kaum verstehen: „Dich – heiraten? Niemals, mein Lieber! Nicht in tausend Jahren!“
Er war am Boden zerstört gewesen. Und dennoch – es hatte noch zwei Monate gedauert, bis er endlich die Kraft fand, sich von ihr zu trennen.
Sie war so eine wunderbare Frau – voller Kraft und Elan. Und er hatte gehofft, sie noch umzustimmen. Doch nach zwei Monaten hatte er es endlich verstanden – es gab für sie keine Zukunft. Die hatte es nie gegeben. Dafür waren ihre Interessen und ihre Vorstellungen von einer Beziehung und einem glücklichen Leben viel zu unterschiedlich.

Und nun stand er wieder hier – vor dem Kölner Dom. Er war an dem Ort, wo das Ende begann. Noch immer trug er den Verlobungsring bei sich – ein Jahr lang trug er ihn nun schon in der Jackentasche.
Langsam ging er in den Dom. Links, neben dem Eingang, stand ein Opferstock.
Dort warf er den Ring hinein.
Und als er den Ring aufschlagen hörte, wusste er, dass er endlich Frieden gefunden hatte.


ENDE


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