Dieser Tag war anders als die letzten Tage. Seit vier
Jahren hat sie so was nicht mehr gefühlt. Sie war nicht mehr allein. Menschen
waren im Orbit des Planeten. Doch, wer kannte ihren Aufenthaltsort? Eigentlich
nur einer – der Schmuggler Hi`bu und ihn hatte sie teuer für sein Schweigen
bezahlt. Also, wer könnte es sein?
****
Er stand auf der Brücke seines Schiffes. Unter ihnen lag
Parai, ein Planet, der einsam seine Reise um seinen Stern zog. Völlig
bedeutungslos – wenn Vader nicht gewusst hätte, dass sich dort eine Jedi
aufhielt. Unter seiner Maske musste Vader lächeln – trotz der Schmerzen, die das
verursachte. In vielleicht zehn Jahren würde der Imperator bei einem solchen
Fall einfach den Todesstern schicken, der dann den Planeten zerblasen würde –
mit all seinen lästigen Bewohnern. Soweit er den Imperator verstand, war dieses
Wunderwerk der Technik aber noch lange nicht fertig. Aber wenn Vader ehrlich
war, war es ihm so auch lieber:
Er liebte die Jagd auf die Jedi. Das war
das einzige, was er noch gerne machte – alles und jeden zu vernichten, was die
Schuld an seinem Zustand trug. Und so lächelte Vader weiterhin.
"Commander" Vader musste seine Stimme nicht erheben – auf
seinem Schiff gehorchte ihm jeder sofort.
"Ja, Sir?"
"Beginnen Sie mit
dem Scan nach Lebensformen."
"Jawohl, Sir"
Der Scan würde nicht lange dauern – der Planet war ein
typischer mittelgroßer Vertreter der Klasse M: mäßige Temperaturen, stabile
Gravitation, eine Stickstoff - Sauerstoff Atmosphäre und zu etwa 95 % mit Wasser
bedeckt – es gab lediglich drei Inseln. Auf einer befand sich die Zielperson.
****
Der Tag, vor dem sie sich all die Jahre gefürchtet hatte,
war nun gekommen – man hatte sie entdeckt. Sie war nie so töricht gewesen, zu
glauben, dem Imperium für immer zu entkommen. Dennoch hätte sie sich etwas mehr
Zeit auf diesem friedvollen Planeten gewünscht.
Nun denn, ihr Fluchtplan war bereits seit Jahren fertig –
sie würde die Entertruppe, die kommen würde, überwältigen und versuchen, mit
deren Schiff zu fliehen. Sie streckte ihren Geist aus und versuchte zu fühlen,
mit wie vielen Imperialen sie zu rechnen hatte – und fuhr erschreckt zusammen.
Ein dunkler Fleck, ein Präsenz kalt und grausam – vorsichtig zog sie sich
zurück. Ein dunkler Jedi – oder ein Sith!
Keinen Zweifel, nur machtintensive Personen konnten
überhaupt solche Flecken in der Macht erzeugen. Und nur ein Diener der dunklen
Seite einen solch intensiven.
Ihr Plan war soeben schwieriger geworden – sehr viel
schwieriger.
****
"Mylord" Langsam drehte sich Vader um.
"Ja, Leutnant"
"Der
Scan nach humanoiden Lebensformen ist abgeschlossen: Wir haben die Zielperson
gefunden – sie ist auf der größten der Inseln."
"Gut. Zwei Dutzend Sturmtruppen
sollen sich bereit machen. Ich werde mit nach unten gehen."
"Bei allem Respekt,
Lord Vader. Bei einer einzelnen Person ist ein solches Verhalten sicher nicht"
Weiter kam er nicht. Vader griff nach ihm – mit der Macht. Er umfasste seine
Lungen und zwang sie, für einige Sekunden ihren Dienst zu verweigern. Als er den
Offizier losließ, fiel er zu Boden und keuchte. "Widersprechen Sie mir
nie
wieder, Leutnant. – Sie kommen ebenfalls mit." Während der Leutnant noch
keuchend am Boden lag, ging Vader an ihm vorbei.
****
Im Hangar standen zwei Dutzende Sturmtruppen bereit. Vader
und der Leutnant, der kurz nach Vader erschien – er wagte es aufgrund seiner
vorherigen Erfahrung nicht, Vader durch eine zu große Verspätung zu verärgern –
gingen jeweils mit einem Dutzend Sturmtruppen in ein Shuttle.
****
Sie sah die Shuttles – und sie spürte die dunkle Präsenz.
ER, zusammen mit einigen Soldaten, würde den Planeten betreten. Und er würde sie
finden. Ein Shuttle blieb allerdings im Orbit, während das andere landete.
****
"Leutnant, Sie werden landen. Versuchen Sie ihr Glück."
kam der Befehl von Darth Vader.
"Ja, Sir" antwortete der Leutnant überzeugt.
****
Das Shuttle setzte auf dem Boden auf – die Insel war nur
stellenweise bewachsen, daher gab es genug lichte Stellen, die eine
Shuttlelandung möglich machten.
Mit der Präzision, die nur die Sturmtruppen besaßen,
kontrollierten sechs von ihnen innerhalb von Sekunden die komplette Lichtung.
Die anderen sechs verließen das Shuttle und machten sich auf die Suche nach der
Zielperson. Einem Jedi.
Der Leutnant blieb zurück. Er hatte sich einen schnellen
Aufstieg in der Hierarchie versprochen – damals, als er Hi`bu geschnappt hatte
und dieser meinte, er könne ihn zu einer Jedi führen. Mit dieser Information
hatte er sich dann bei Lord Vader gemeldet. An das Verhör, dass Vader mit Hi`bu
führte, dachte er nur mit Schaudern. Am Ende hatte Hi`bu
gefleht, dass
man ihn doch endlich töten sollte.
Er wusste nicht, ob Vader ein Sadist war – oder ob es Vader
einfach egal war, was mit den Leuten um ihm herum passierte. Aber an diesem Tag
hatte er erkannt, dass ein Dienst unter Vader nicht nur Vorteile mit sich
bringt.
****
Von einem Baum aus beobachtete sie die Sturmtruppen. Die
sechs bewegten sich wie in den Tagen, als sie, damals noch als Klontruppen, den
Jedi dienten. Oh ja, sie erinnerte sich – an die Zeiten, wo sie mit ihrem
Meister mithilfe der Klontruppen die Separatisten bekämpfte. Doch dann kam der
Tag, an dem die diese sich gegen die Jedi wandten. Sie und ihr Meister hatten
ihre Einheit zwar besiegt, aber ab diesem Zeitpunkt waren sie auf der Flucht –
einer Flucht, die ihrem Meister nach drei Jahren das Leben kostete und die sie
vor vier Jahren auf diesem Planeten stranden ließ.
Sie besann sich wieder auf das Hier und Jetzt.
Nur zehn Meter von den Sturmtruppen war die Herde von
Windus, die auf dieser Insel lebte. Windus – so nannte sie die Tiere, in
Erinnerung an Meister Windu. Sie waren sehr herdenbewußt und, was gerade viel
wichtiger war, extrem stark und gefährlich für ihre Feinde. Sie selbst hatte
gegen
ein Tier gekämpft, und hätte es benahe mit dem Leben bezahlt.
Danach hatte sie ihnen durch die Macht klar gemacht, dass sie den Tieren
freundlich gesinnt war. Genauso machte sie ihnen nun klar, dass die Sturmtruppen
Feinde waren – gefährliche Feinde.
Die Windus setzten sich in Bewegung.
****
Sein Name war Valb. Er war seit fünf Jahren eine
Sturmtruppe – einer der Freiwilligen. Er führte die fünf anderen an. Seine
Helmsensoren zeigten ihm nichts, was ihm nützlich hätte sein können. Plötzlich
schrie einer der anderen Männer auf. Valb drehte sich um: Ein Wesen,
aurechtstehend, groß wie ein Bantha mit vier riesigen Pranken und einem weit
aufgerissen Maul, stand direkt hinter ihm. Sieben weitere hatten den Trupp
ebenfalls angegriffen. Instinktiv riss Valb seine Waffe hoch. Doch der Windu war
schneller – er biss zu und zerfetzte mit einem Biss Valbs Operkörper. Mit einer
seiner Pfoten schlug er den Unterkörper zur Seite. Dann spuckte er den Rest
wieder aus.
Auch die anderen Sturmtruppen waren gefallen – aber kein
einziger der Windu wurde tödlich getroffen.
Nun kam der Rest der Herde, die Weibchen und die Kleinen,
um sich am nun stattfindenden Festessen zu laben.
****
Vader spürte, wie das Licht der Sechs in der Macht erlosch.
Er kontaktierte den auf dem Boden gelandeten Shuttle.
"Leutnant, wie ist ihr Status?"
"Ich habe eine Einheit rausgeschickt. Ich denke, mit einer
Frau werden wir fertig. Sie werden sie gleich bringen."
"Nein, Leutnant – ihre Männer sind längst tot."
Vader konnte beinahe sehen, wie der Leutnant nun versuchte,
seinen Trupp über Funk zu erreichen – natürlich ohne Erfolg. Nach ein paar
Minuten kam der Report des Leutnants mit zitternder Stimme:
"Sir, ich erreiche sie nicht."
"Natürlich nicht. Sie haben schon wieder versagt.
Ich
werde nun landen und die Angelegenheit selbst in die Hand nehmen."
Vader beendete den Funkkontakt. Er war nicht sonderlich
überrascht – schon als Padawan hatte er erlebt, dass Soldaten einem Jedi oder
Sith nicht das Wasser reichen können. Er war in den Klonkriegen einmal mit einem
Trupp Klontruppen auf Yavin 4 gelandet um eine Sith-Adeptin zu besiegen. Sie war
eine Schwindlerin gewesen – keine Sith, keine Jedi. Trotzdem hatte sie den
kompletten Trupp besiegen können, weil sie unwegsames Gelände auf ihrer Seite
gehabt hatte.
Und hier hatte die Jedi sogar vier Jahre lang Zeit gehabt,
dass Gelände kennen zu lernen – kein Soldat des Imperiums würde sie alleine
besiegen können.
Letztlich nahm er nur Sturmtruppen mit, damit diese den
Shuttle bewachen, während er die Jedi selbst suchte. Auf dem freien Landeplatz
hatten sie noch eine reelle Chance gegen einen Machtnutzer.
Vader’s Shuttle landete direkt neben dem anderen Shuttle.
Diesmal sicherten alle zwölf Sturmtruppler zuerst die Umgebung, bevor Vader die
Rampe herunterschritt. Die nun insgesamt achtzehn Soldaten verteilten sich um
die beiden Schiffe. Vader hatte ihnen eingeschärft,
auf keinen Fall die
Lichtung zu verlassen.
Vader sondierte die Macht und er fand sein Opfer.
Zielstrebig ging er in die Richtung, die ihm seine Sinne vorgaben.
****
Sie spürte, dass nun der Dunkle den Boden betrat. Sie
hastete zu ihrem Lagerplatz. Bei den Sturmtruppen hatte ein einfacher Trick
gereicht, doch diesem Feind musste sie in einem Zweikampf begegnen – und dafür
war sie, ihrem Empfinden nach, einfach nicht passend gekleidet. Sie musste
lächeln: da auf dem Planeten tropische Temperaturen herrschten, trug sie meist
nur einen leichten Bodysuit. Doch diese Kleidung war garantiert nicht dafür
gedacht, um einem
Feind gegenüberzutreten – es erschien ihr nicht
angemessen.
Als sie ihren Lagerplatz erreichte, betrachtete sie noch
mal ihre Heimstätte der letzten Jahre. Ihr war klar, dass sie nie hierher
zurückkommen würde – entweder würde sie sterben oder mit der Fähre der
Imperialen fliehen. Aber dieser Planet war nicht mehr sicher. Sie ging zu dem
Baum, der ihr als Kleiderständer diente.
Dort hing eine Kleidung, die weit besser zum Kämpfen
geeignet war – ihre Kampfuniform während der Klonkriege. Sie erinnerte sich
daran, dass ihr Meister sie gerügt hatte, weil sie sich eine spezielle
Kampfkleidung zusammenstellte.
"So was ziemt sich nicht für einen Jedi. Deine
Mission ist nicht das Kämpfen" – das waren seine Worte gewesen. Letztlich
hatte sie aber ihren Dickkopf durchgesetzt.
Nun wollte sie die Uniform noch mal tragen – ein letztes
Mal vielleicht.
Sie streifte die Kleidung über.
****
Sein Gegenüber hatte gestoppt. Vader spürte es und
beschleunigte seine Schritte. Wenn sein Opfer ihn erwartete, umso besser.
Nur wenig stand Vader auf einer Lichtung – und fühlte durch
die Macht, wie sich sein Ziel
auf ihn zu bewegte. Auf ihn zu – Vader
überlegte, wer so verrückt sein könnte, einen SITH anzugreifen. Nun, diese Jagd
versprach interessant zu werden.
****
Sie sah ihn auf der Lichtung stehen – es war Lord Vader.
Natürlich kannte sie ihn. Er war derjenige, der die Jedi erbarmungslos jagte.
Und er war ein Sith, ein perfekter Diener der dunklen Seite. Und heute war er
ihr Gegner.
Sie erhob sich und zündete ihr Lichtschwert.
****
Vader sah nun sein Opfer am Rande der Lichtung stehen – sie
stand dort mit einem gezündeten, orangefarbenen Lichtschwert. Sie war in einen
schwarzen Anzug gekleidet, beide Oberarme frei und beide Unterarme mit
vergoldeten Schienen umlegt. Ihr langes, blondes Haar fiel über ihre Schultern.
Sie konnte zweifellos als schön empfunden werden und die
meisten Männer hätten wohl versucht, erst ein wenig Spass mit ihr zu haben,
bevor sie dann getötet würde.
Aber Vader kannte solche Gefühle nicht.
Nicht, weil er ein solches Verhalten als unmoralisch
empfunden hätte – als Sith kannte er weder Moral noch Unmoral – sondern, weil es
ihn einfach nicht mehr interessierte. Ob es an seinem Unfall lag oder am Verlust
seiner einzigen Liebe – für Vader existierte weder sexuelles Verlangen noch
Vergnügen.
Stattdessen erkannte Vader, dass seine Gegnerin ein wenig
anders war als alle Anderen, die seinen Weg gekreuzt hatten.
Sie mochte so Mitte Zwanzig sein und somit war sie noch
eine Padawan gewesen, als er seine Jagd auf die Jedi eröffnete. Und seitdem
hatte sie überlebt – also musste sie sich selbst durchgebracht haben. Und wer
wusste schon, was sie sich in dieser Zeit selbst beigebracht hatte. Deswegen
freute sich Vader auf einen spannenden, ungewöhnlichen Kampf, auch wenn der
Sieger bereits feststand – der Sieger stand
immer fest.
Er nahm sein Lichtschwert in seine rechte Hand – und
zündete es sofort. Eine rasche Drehung um seine eigene Achse und er zerteilte den
Baum, den sie auf ihn fallen ließ. Und noch einen. Und einen dritten.
Dann sprang er in die Luft – kurz bevor die gesamte
Baumwand hinter ihm zusammenbrach und auf die Stelle stürzte, wo er noch vor
wenigen Sekunden gestanden hatte.
Er landete in der ehemaligen Mitte der Lichtung, nur noch
zwanzig Meter von ihr entfernt.
Kaum war er gelandet, spürte er von rechts eine weitere
Gefahr – ein Tier. Er drehte sich um seine Achse und zertrennte ihm den Kopf vom
Rumpf. Als er die Drehung vollendet hatte, betrachtete er den Körper des Tieres.
Er sah aus wie ein Äffchen, völlig harmlos.
Also wandte er sich dem Kopf zu. Mit dem Fuß drehte er ihn
so, dass er das Gesicht des Äffchens sah. Zwei leere Augen starrten Vader an.
Unter den Augen war ein geöffneter Mund und dort warten zwei besonders lange
Zähne zu sehen. An einem der Zähne bildete sich ein weißlicher Tropfen und
tropfte in den Rachen des Tieres.
"Gift" Vader erhob seine Stimme. "Ist das die Art der Jedi?
Tiere vorzuschicken, weil man sich selbst zu feige ist. Ist das die Achtung vor
dem Leben, die der Orden heuchelt?"
"Nein." antwortete sie mit fester und kalter Stimme.
"Dieses Tier brauchte ich nicht zu rufen. Es kam von alleine. Sie kommen immer
von alleine. Denn sie haben immer Hunger. – Aber ich hätte es gerne gesehen,
wenn es dich gebissen hätte. Sein Gift ist grausam, der Todeskampf wird lang und
qualvoll. Wenn ich die Wahl hätte, dich an einen Scarlacc zu verfüttern oder dir
das Gift zu injizieren – ich würde das Gift nehmen."
Vader war erstaunt über diese Jedi, die ihre Wut ziemlich
offen zeigte. Hieß es nicht "Wut ist der Pfad zur dunklen Seite" – Vader
erinnerte sich noch an die Doktrien des Jediordens.
Doch
er hatte sich davon abgewandt – sein Gegner
etwa auch? Dann würde der Kampf spannender. Zwei Krieger der dunklen Seite
gegeneinander! Vader lächelte.
****
Der Leutnant ging ruhelos im Shuttle hin und her. Die ganze
Angelegenheit verlief nicht so, wie er es sich vorgestellt hatte. Nicht nur,
dass Vader die Flottenbestimmungen komplett außer Acht ließ –
kein Vorstoß in
feindliches Gebiet ohne Soldaten –, nein, die ganze Situation war aus dem
Ruder gelaufen. So hatte er sich das nicht vorgestellt. Kurz weilten seine
Gedanken in der Erinnerung:
Es war auf Ka’ri’so gewesen, einem kleinen, unbedeuteten
Planeten. Seine größte Angst war, nie wieder von diesem Planeten versetzt zu
werden, auf dem es zwar einige Schmugglerneste gab, aber ansonsten nichts von
Bedeutung. So saß er eines Abends in Zivil in einer der Bars. Am Nachbartisch
unterhielten sich einige Schmuggler über ihre ach so tollen Aktionen und
Geschäften. Und je mehr sie tranken, desto wilder wurden die Geschichten. Dann
fing einer, Hi`bu
, an: "Und einmal, da habe ich eine Jedi transportiert.
Das war eine der besten Touren meines Lebens – denn die Dame war völlig
verzweifelt, als sie mich ansprach. Ich konnte mir jeden
Lohn aussuchen. Ihr könnt euch ja vorstellen, wie die Belohnung aussah" Natürlich wusste
jeder im Raum was er meinte und warum die Fahrt so angenehm für ihn verlaufen
war, obwohl der Leutnant bezweifelte, dass die Jedi das genauso gesehen hatte …
Wie auch immer, er witterte seine Chance. Er setzte
sich neben die Schmuggler und bat Hi`bu weiterzuerzählen. Gleichzeitig
informierte er eine Abteilung Sturmtruppen und sie nahmen ihn gefangen.
Dann schickte er ein Communique an Vader. Und Vader kam.
Und nun war er hier, zusammen mit Vader, einigen
Sturmtruppen und einer Jedi, die sich beharrlich weigerte, das Offensichtliche
zu erkennen: Sie war verloren.
Für ihn gab es aber ein weiteres Problem: Vader.
Vader hielt sich nicht an die Regeln der Flotte, er
streifte allein durch unbekanntes Terrain.
Als Offizier widerstrebte ihm dieses Verhalten zutiefst und
so überlegte er schon zum zehnten Mal, eine Streife nach Vader auszuschicken.
****
Vader hingegen verschwendete keinen Gedanken an Protokolle
oder die Sturmtruppen. Er konzentrierte sich nur auf
sie. Und er griff
an.
Mithilfe der Macht ließ er den Staub auf der Lichtung
aufwirbeln, während er langsam vorwärts schritt. Nicht, dass diese Taktik
besonders originell gewesen wäre, aber Vader wollte ihre Reaktion darauf sehen.
Und sie überraschte ihn. Anstatt zu versuchen, den Staub zu senken, verstärkte
sie die Wirbel, so dass man kaum noch etwas sehen konnte. Dort, wo sie stand,
war die Konzentration am höchsten. Dort, wo sie stehen
sollte …
Vader bemerkte den Angriff und parierte ihn. Auch die
weiteren Schläge konnte er abblocken. Sie hatte ihn
hereingelegt – seinen
Trick gegen ihn gewandt. Vader konnte nicht umhin, ihr Improvisationstalent zu
bewundern.
Vader ging in die Offensive über und beschleunigte sein
Tempo. Er schlug zu und schon wieder ging der Schlag ins Leere. Sie war einfach
gesprungen.
Sie landete direkt hinter Vader und schlug zu. Doch Vader
hatte sich gedreht und fing den Schlag leicht ab. Er parierte Schlag um Schlag,
als er auf einmal einen zweiten Angriffspunkt fühlte – und noch während er sein
Schwert hochrieß, spürte er es: Ein Gegenstand war in seinen rechten Arm gerammt
worden. Vader erkannte sofort, dass die Elektronik des Armes wohl zu beschädigt
war, um mit ihm auf Dauer weiterzukämpfen – also sprang er an der Rand der
Lichtung.
Dort warf er einen schnellen Blick auf die Eisenklinge mit
Knochengriff, die in seinem Arm steckte. Seine Gegnerin hatte zusätzlich ein
Messer eingesetzt – zwar primitiv, aber effektiv.
Wäre sein Arm aus Fleisch und Blut gewesen, hätte die
Klinge die Muskeln und Sehnen des Arms durchschnitten bis auf die Knochen. Doch
auch sein mechanischer Arm war nun nutzlos.
Er riss das Messer aus dem Arm, dann wechselte er das
Schwert in die linke Hand. Mittlerweile hatte sich der Staub wieder gelegt.
Sie stand ihm nun gegenüber. Die Jedi schien ganz ruhig zu sein, doch Vader
spürte durch die Macht ihre Erregung – ihre Aggressivität. Aber es war die
Aggressivität einer Jedi, die versucht, diese Empfindung zu unterdrücken, nicht
die Aggressivität eines Sith, der aus eben diesen Gefühlen Kraft zu erlangen
sucht.
Sie war eindeutig eine Jedi - unkonventionell, aber dennoch
eine Jedi.
****
Vader stand direkt vor ihr. Sie musste lächeln. Offenbar
hatte ihr Messer ihm einige Probleme bereitet – gut so. Also hatte es seinen
Zweck erfüllt.
Das Messer gehörte zu einem Messerpaar, dass sie im Laufe der Klonkriege
erhalten hatte. Sie waren ein Geschenk als Dank für die Rettung eines Stammes
vor den Separatisten auf irgendeinem kleineren Planeten. Sowohl sie als auch ihr
Meister hatten ein Messerpaar erhalten. Diese Messer hatten sie seit diesem Tag
überallhin begleitet und ihr auch auf diesem Planeten gute Dienste erwiesen.
Deswegen waren die Klingen auch bei ihrem letzten Kampf dabei.
****
Vader’s Zorn wuchs – sie hatte ihn getroffen. Jedi oder
nicht, sie war wirklich eine Herausforderung.
Nun denn, Vader würde ihr zeigen, wozu ein Lord der Sith
fähig ist.
Er griff an.
Wieder folgte Schlag auf Schlag, Parade auf Parade. Doch
diesmal machte Vader nicht den Fehler, sie zu unterschätzen. Seine Angriffe
wurden schneller, aggressiver. Doch auch wenn er sie Meter für Meter
zurückdrängte, blieb ihre Abwehr sicher.
****
Unruhig zog der Leutnant seine Kreise im Shuttle. Vader war
nun schon lange unterwegs, zu lange. Er ging nach draußen und rief einen
Sergeant zu sich. "Nehmen Sie sieben weitere Sturmtruppler und suchen Sie Darth
Vader." "Ja, Sir" Mit wenigen Handzeichen hatte der Sergeant die Männer
ausgewählt und folgte nun Vader’s Spur im Dschungel.
Die restlichen Sturmtruppen positionierten sich neu, um
auch mit verminderter Kampfkraft beide Shuttles zu bewachen.
****
Sie spürten beide die Soldaten, die sich nun auf die
Lichtung zubewegten, aber während Vader sich dadurch ablenken ließ, reagierte
sie blitzschnell und verschwand im Wald.
Als die Truppen die Lichtung erreichten, konnte Vader
seinen Zorn nur mit Mühe unterdrücken:
Wer könnte es gewagt haben, seinen
Befehl zu missachten
Nun, jetzt waren die Truppen da, also konnte er sie genauso
gut als Köder einsetzen. "Sergeant, suchen Sie vier Männer aus, die den Wald
durchstöbern. Sie sichern mit dem Rest diese Lichtung."
****
Er war noch neu bei den Sturmtruppen und das war für Stave
der erste wirkliche Einsatz. Deswegen war er froh, dass NCC-1701 ihren kleinen
Stoßtrupp im Wald anführte. NCC-1701 war einer der ersten Klonsoldaten gewesen
und hatte schon bei Geonosis gekämpft. Er galt als unglaublich erfahren.
Deswegen blieb Stave entsetzt stehen, als NCC-1701 sich
unvermittelt umdrehte und eine der Sturmtruppen erschoss. Stave rieß seine Waffe
hoch, doch NCC-1701 tötete auch den zweiten Mann. Erst jetzt kam Stave zum
Schuß.
Stave konnte sich nicht erklären, was gerade geschehen war,
dennoch sagte ihm seine Ausbildung, er müsse sofort Meldung machen.
Bevor er den Kanal zu den anderen geöffnet hatte, spürte er
einen harten Schlag gegen seinen Hals – aus den Augenwinkeln sah er ein Messer,
das genau zwischen Helm und Brustplatte steckte. Der Stoff war kein Hindernis
gewesen und färbte sich bereits rot.
Während er weiterhin versuchte, den Kanal zu öffnen, wurde
ihm schon schwarz vor Augen.
****
Auf ihrem Baum musste sie lächeln. Es war ein offenes
Geheimnis im Jedi-Orden gewesen, dass Klonsoldaten einfach zu beinflussen waren,
aber dass es so leicht gewesen ist …
****
Wieder hatte Vader den Tod der Männer gespürt. "Sergeant,
warten Sie hier, bis ich wiederkomme – Verlassen Sie
auf keinen Fall
Ihren Posten!" Mit diesen Worten verschwand Vader im Wald.
Mit aktiviertem Lichtschwert lief Vader durch den Wald. Sie
hatte – um ihre Spuren zu verwischen, sehr vorsichtig – sich durch dichtes
Unterholz gestohlen. Doch Vader mähte das Unterholz einfach. So holte er sie
langsam ein.
****
Sie spürte ihn hinter sich, wie er immer näher kam. Ihr lag
nichts an einem Kampf im dichten Wald – zu viele Möglichkeiten für Fallstricke,
zu viele Tiere, die aus Futtergier ebenfalls in den Kampf eingreifen würden.
In der Nähe gab es eine leichte, unbewachsene Erhöhung.
Dorthin lenkte sie ihre Schritte.
****
Sie war stehen geblieben – er konnte es fühlen. Anscheinend
hatte sie erkannt, dass eine Flucht sinnlos war. Er war nur noch wenige Meter
hinter hier gewesen und durchbrach nun das Ende des Waldes. Dort stand sie, ihr
Schwert zum Kampf erhoben.
Wieder folgte Schlag auf Schlag, Parade auf Parade. Sie war
gut, aber Vader konnte spüren, wie ihre Kräfte nachließen – und wie ihre
Aufmerksamkeit schwächer wurde.
Er drängte sie immer mehr zurück, bis sie am Rand der
Erhöhung stand. In diesem Moment vernachlässigte sie kurz ihre Deckung und
Vader’s Schlag konnte ungehindert ihr linkes Bein durchtrennen. Sie schwankte
und mit der Macht schleuderte Vader sie die Klippe herunter.
****
Die Klippe war nicht besonders hoch gewesen, aber der
Schock und der Schmerz hinderten sie daran, ihren Fall irgendwie zu bremsen. Sie
knallte mit voller Wucht auf die Steine, die am Boden lagen – und brach sich so
weitere Knochen. Ihr Lichtschwert war ihrer Hand entglitten, und ging nun, mehr
durch Zufall deaktiviert, neben ihr zu Boden. Sie versuchte, es zu packen, aber
ihr Arm verweigerte ihr den Dienst.
Sie hatte verloren – unfähig, sich noch zu wehren,
sah sie, dass nun Vader von der Klippe sprang und neben ihr landete.
Sie hatte verloren – dennoch spürte sie keine
Bitterkeit. Im Gegenteil, sie war erstaunlich ruhig. Sie hatte Frieden mit sich
geschlossen und würde nun eins mit der Macht werden – sie hatte keine Angst mehr
vor dem Tod.
****
Vader aktivierte sein Lichtschwert, dass er für den Sprung
ausgeschaltet hatte, drehte es und stoß es ihr durch ihr Herz. Doch in genau
diesem Moment spürte er etwas, was er vorher nur einmal erlebt hatte – sie
starb, trotz all ihrer Schmerzen,
friedvoll.
Vor langer Zeit war eine andere Person trotz großer Qualen
friedvoll in seinen Armen gestorben:
S h m i seine eigene Mutter.
Vader deaktivierte sein Schwert. Er konnte nicht anders –
trotz all dem Hass gegenüber den Jedi empfand er für diesen vor ihm liegendem
Leichnam Respekt.
Dieser Frieden war für ihn so unerklärlich und gleichzeitig
so erstrebenswert – ein solch friedvoller Tod, wie ihn ein Lord der Sith nie
haben würde.
Ergriffen von all diesen Gedanken in seinem Kopf, tat Vader
etwas für ihn absolut Ungewöhnliches: mithilfe der Macht rieß er die Klippe ein,
ließ Steine und Erde auf den Leichnam fallen und begrub ihn darunter.
Als sein Werk vollendet war, sprang Vader auf die Reste der
Klippe und ging zurück zu der Lichtung.
****
Der Leutnant sah sie kommen – Vader und die Sturmtruppen.
Er ging auf Vader zu. "Mylord, endlich sind Sie wieder" Weiter kam er nicht. Er
konnte weder sich bewegen noch sprechen. Er stand wie eine Statue auf dem Platz
und hörte, wie Vader den Truppen die Befehle zum Aufbruch gab. Die Angst kroch
an ihm hoch und entwickelte sich zur Panik, als beide Shuttles die Schotten
schlossen und abflogen. Noch immer konnte er sich nicht bewegen.
Die Shuttles stiegen höher und höher und waren dann für ihn
nicht mehr sichtbar – als endlich seine Muskeln wieder ihren Dienst aufnahmen.
Doch schon kamen die ersten Tiere auf die Lichtung, darunter ein kleines,
harmlos aussehendes Äffchen. Auf einmal sprang das Äffchen auf ihn zu und biß.
Er schrie.
****
Als die Shuttles bei dem Sternenzerstörer ankamen, befahl
Vader dem Sergeant, zehn Sturmtruppler und den Leutnant als "im Einsatz getötet"
zu melden.
Der Sternenkreuzer machte sich auf den Weg nach Coruscant.